Mitteilung des Auswärtigen Amtes zum Besuch des Bundeskanzlers und des Außenministers in Polen

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    Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes von 07.12.2020


    Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes zum Besuch des Bundeskanzlers Aisinger und des Außenministers Welle in Warschau


    Am heutigen Tage jährte sich der "Kniefall von Warschau" des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Willy Brandt zum 50. Mal. Im Rahmen eines Staatsbesuches zur Unterzeichnung des Warschauer Vertrages, welcher zur Normalisierung der Verhältnisse zwischen der Bundesrepublik und Polen beitragen sollte, legte der damalige Bundeskanzler einen Kranz am Ehrenmal für die Toten des Warschauer Ghettos nieder. Unerwartet sank er dann bei der Niederlegung des Kranzes auf die Knie. Noch heute wird diese Geste als eine Bitte zur Vergebung für die Taten des NS-Staates während des Zweiten Weltkrieges gesehen. Zum 50. Jahrestag dieses Ereignisses verdeutlichten die beiden Spitzen der Bundesregierung diese Entschuldigung.


    Bundeskanzler Aisinger äußerte sich folgendermaßen:

    "Brandts Kniefall war Eingeständnis deutscher Schuld – für die Menschheitsverbrechen des Holocausts und des Vernichtungskriegs gegen Polen. Der Kanzler verbeugte sich vor polnischem Leid und dem Mut der Jüdinnen und Juden, die 1943 den Ghetto-Aufstand gegen deutsche Besatzer wagten. Dafür warfen ihm zu Hause viele Übertreibung oder gar Landesverrat vor. Persönlich trug der Exilant keine Schuld. Der Kanzler kniete, obwohl er es nicht nötig hatte. Er kniete für die, die es nötig hatten – aber nicht knien wollten. Wir haben nun die Aufgabe, aus unserer Geschichte zu lernen und dafür zu sorgen, dass sich die Verbrechen der NS-Zeit nicht wiederholen. Dies ist ein Zentraler Punkt unserer Erinnerungskultur."



    Außenminister Welle sagte:

    "Willy Brandts Kniefall im ehemaligen Warschauer Ghetto war eine stille und demütige Bitte um Vergebung für die abscheulichen Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands in Polen. Man kann es nicht besser sagen als Willy Brandt selbst: „Am Abgrund der deutschen Geschichte und unter der Last der Millionen Ermordeten tat ich, was Menschen tun, wenn die Sprache versagt.“

    Geschichte erschließt sich oft erst in der Rückschau. Bei Willy Brandts Kniefall war es anders. Man verstand sofort die Bedeutung dieser Geste und alle wussten: hier wird gerade eine neue Seite aufgeschlagen. Es ist auch dieses Gespür für den Moment, das Willy Brandt zu einem besonderen Politiker macht.

    Wie kaum ein anderes Ereignis hat Willy Brandts Kniefall zur Selbstfindung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und zur Aussöhnung in Europa beigetragen. Heute gilt es, gemeinsam mit Polen die Zukunft unseres vereinten Europas zu gestalten, um unseren Kontinent insgesamt stärker zu machen. Wir Deutschen werden dabei niemals vergessen, welche Überwindung es für Polen und die Nachfahren der Millionen Opfer bis heute bedeuten muss, Willy Brandts stille und demütige Bitte um Vergebung anzunehmen. Wir leben heute in einem Europa, für das Willy Brandt die Fundamente legte. Mit der Europäischen Union, Demokratie, Wohlstand, Frieden. Auf sein Werk bauen wir mit einer neuen europäischen Ostpolitik auf."