Der folgende Artikel ist ein Gastbeitrag des freien Journalisten Henning Seybold:
Wie bewerten Sie den Rücktritt von Herrn Weidmann
Ich denke, es war am Ende die richtige Entscheidung, die Herrn Weidmann getroffen hat. Dass aber
alles so schnell ging, lag wahrscheinlich daran, dass die Stimmung nach seiner Ankündigung heute
morgen, dass er Ehrlichmann bei der Kanzlerwahl nicht unterstützt, kurz vorm überkochen war.
Auch ich habe öffentlich Kritik an Weidmann geübt, weil es der denkbar unpassendste Zeitpunkt
war. Nichtsdestotrotz zog er für sich die Konsequenzen und machte schnell den Weg frei für eine
(hoffentlich) harmonischere Zeit für unsere Partei. Dass er aber so schnell und verantwortungsvoll
gehandelt hat, rechne ich ihm hoch an!
Ist ihnen aufgefallen, dass 11 Koalitionsabgeordnete bei der Kanzlerwahl anwesend waren und es nur 10 Ja Stimmen gab?
Ich habe es vorhin auf einem Medium gelesen, aber während der Sitzung selbst ist es mir nicht
aufgefallen.
Auf dem Parteitag wird es eine Kampfabstimmung zwischen Herrn Michels und Herrn Ehrlichmann geben. Wird es wieder einen Überraschungssieg des Außenseiters geben?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Vermutlich wird es sehr auf die Reden und
den Auftritt auf dem Parteitag selbst ankommen. Ich zumindest habe schon eine Vorentscheidung
für mich getroffen, jedoch warte ich mit meiner finalen Entscheidung noch bis zum Parteitag selbst.
Für Außenstehende ist der Sieg von Herrn Weidmann immer noch ein Rätsel können Sie den vielleicht erklären?
Ich war aufgrund eines Urlaubes leider nicht auf dem Parteitag anwesend. Ich hab zwar alles über
den Ticker verfolgt, aber was für die Mitglieder den Ausschlag gegeben hat, Weidmann zu
unterstützten, weiß ich bis dato nicht.
Wie soll es jetzt weitergehen für die FDP?
Es stehen in der Bundesrepublik schwierige Zeiten bevor. Es muss sich eine neue Regierung finden,
ein neuer Haushalt muss beschlossen werden und der Stillstand in der Bundespolitik, der
gezwungenermaßen herrscht, muss beendet werden. Wir standen für eine starke Regierung bereit
und hatten ein starkes Regierungsprogramm aufgestellt, was jedoch geplatzt ist. Ich will mich
jedoch erst einmal als Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg um das Bundesland kümmern
und vor allem um unsere Partei, denn die muss nach dieser turbulenten Woche wieder
zusammengeführt werden mit einem neuen, starken Parteivorsitzenden, dem ich hoffentlich als
Stellvertreter zur Seite stehen kann. Wir als FDP haben es nämlich bisher immer aus Krisen geschafft, weil wir als Liberale uns nicht mit dem Status Quo zufriedengeben, sondern immer
weiter und immer besser werden wollen. Unsere nächsten Ziele sollten es sein, die Partei wieder zu
einen und hinter dem Parteivorstand zu sammeln, um die nächste Bundestagswahl, die im Oktober
ansteht, erfolgreich zu bestreiten mit neuen Ideen. Denn Deutschland braucht eine starke, liberale
Kraft!
Das Interview wurde vor der PK der CDU geführt und während der PK unterbrochen und
danach fortgeführt.